Samstag, 21. Februar 2009

Zurück aus dem Village

Ich denke, ich kann für alle von uns, die an dem Village-Trip teilgenommen haben (manche mussten leider wegen Krankheit in Bangalore bleiben), sagen, daß es ein einschneidendes Erlebnis war, die Menschen in ihren Dörfen und ihren Häusern im Slum beim täglichen Leben zu sehen.

Typisch indisch jedoch war die Tatsache, daß man uns dort auch wieder mit Freundlichkeit und großem Interesse begrüßte und uns nicht wie "Elendstouristen" behandelte. Zu den Dörfern muß gesagt werden, daß es den Leuten dort noch verhältnismäßig gut geht. Zwei mal am Tag gibt es eine Stunde Strom für das Dorf, manche Familien können sich sogar einen Fernseher, der dann zum sozialen Mittelpunkt für mehrere Nachbarfamilien wird, leisten, das Center for Social Activities der CU kümmert sich um Bildung und Ernährung der Kinder.

Die Kehrseiten von diesem "idyllischen Landleben" sind aber die offene Kanalisation, der Müll, der einfach in einen kleinen Bach geworfen wird, die hohe Inzestrate, die eine von unseren Guides erwähnte, die nach wie vor festgefahrenen Sozialstrukturen innerhalb der Familien (Vater schafft das Geld heran, vertrinkt u.U. einen Großteil davon, Mutter ernährt die Familie durch Feld- und Zusatzarbeit), das niedrige Lohn- und Bildungsniveau von großen Teilen der Bevölkerung.

Viele der Menschen auf den Dörfern sind Tagelöhner und können, sofern sie Arbeit finden, 40 bis 60 Rupien (66ct bis 1€) pro Tag verdienen. Da es kaum Busse gibt, die die Dörfer abfahren, müßen sich die Arbeiter früh morgens zu Fuß auf den Weg zum nächsten Sammelpunkt begegeben. Dementsprechend beginnt der Tag um vier und endet u.U. erst weit nach Einbruch der Dunkelheit. Natürlich sind dies nicht unbedingt die angenehmsten Arbeiten. Im Slum sahen wir z.B. eine Gruppe Arbeiter, die mit bloßen Händen eine der offenen Kanalisationen "reinigten", also die Schlacke vom Grund hoben.

Wenn man bedenkt, daß ein Großteil der Menschen der Welt unter diesen bzw. noch schlechteren Bedingungen lebt, denkt man ganz anders nach über die Hartz-IV-Diskussion in Deutschland. In Deutschland jammern wir alle auf einem wirklichen hohen Niveau - selbst wenn man keine Arbeit und keine Perspektive hat, niemand verhungert in Deutschland.

Ich beende hier den Eintrag, da unser Freeday nun doch verplant wurde und gleich Präsentationen stattfinden.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen