Donnerstag, 28. Februar 2013

Tag 10: Conference, Ausstellung und Bosch

Heute morgen durften wir an der jährlichen IT-Konferenz der CU teilnehmen, die in der Fakultät einen hohen Stellenwert hat. Die Organisation war ähnlich aufgebaut, wie wir das von unseren Konferenzen kennen...eine offizielle Eröffnung, eine Keynote und anschließend parallele Sessions zu vertiefenden Themen..soweit nicht spektakulär. Die Eröffnung folgt allerdings bestimmten Ritualen, die wir so nicht kennen. Zu Beginn wird (ähnlich unserer Begrüßung letzte Woche) eine Kerze entzündet und der Segen für die Veranstaltung eingeholt. Allerdings stehen alle auf, wenn der Boss eintritt...das wird durch Musik untermalt und ähnelt eher einem Gladiatoreneinmarsch...sowas hätte ich zukünftig bitte auch, wenn ich den Hörsaal betrete :-) Zum Abschluss haben sie dann die CU-Hymne gespielt, es sind wieder alle dazu aufgestanden und haben gewartet bis der Kappo draussen war...wieso bekommen wir das nicht hin...kann sich einer mal ans Klavier setzen und komponieren?

Inhaltlich waren die Präsentationen so ... na ja...durchwachsen...wie bei uns halt auch :-)

Parallel zu den Vorträgen wurde auf dem Campus eine Ausstellung der verschiedenen Projektarbeiten geboten...eine gute Gelegenheit für unsere Studenten etwas mehr über die Tätigkeitsfelder der Partnerstudenten aus den einzelnen Teams zu erfahren... mein Highlight war die Projektarbeit zum automatischen Lösen des Zauberwürfels....in max. 50 Zügen und max. 30 Sekunden....unsere Informatik-Gurus gähnen jetzt wahrscheinlich...ich fand das spannend.

Nach dem Mittagessen sind wir dann zu Bosch hier in Bangalore gefahren. Es war eine relativ entspannte Betriebsführung durch die Produktion von Einspritzpumpen...geführt wurden wir von einem Bosch-Urgestein, der immer wieder betont hat, dass er seit mehr als 50 Jahren für Bosch arbeiten...er hat uns folgendes auf den Weg gegeben: Bosch is great, Bosch is international :-)

Ich als Logistiker fand das interessant...hatte vor Freude Tränen in den Augen,was nicht von allen Studenten verstanden wurde :-)

Alles in Allem ein ziemlich entspannter Tag für Alle, da wir schon um 16:30 wieder zurück waren und der Abend zur freien Verfügung stand. Viele unserer Studenten treffen sich jetzt im Anschluss mit Ihren indischen Kollegen, um den Abend gemeinsam zu verbringen, was ich pers. sehr toll finde....so soll das sein.

Auch die nächsten Tage werden relativ viel Freizeit lassen, was der Stimmung sicher gut tut. Die Stimmung ist - soweit ich das beurteilen kann - wieder sehr gut.


Mittwoch, 27. Februar 2013

Tag 9: Tour durch Bangalore und ...wie sind wir Deutschen?

Heute war ein relativ entspannter Tag (verglichen mit den Tagen zuvor)...wir haben eine klassische Sightseeing-Tour in Bangalore gemacht, einen botanischen Garten und einen Bull-Temple besucht...lecker gegessen..alles sehr entspannt und die Stimmung im Team ist auch wieder besser...klar, wenn der Kaspar gut Laune hat, steckt das an :-) Im Botanischen Garten hatten sogar einen vierbeinigen Leibwächter, der es als sein Aufgabe angesehen hat, uns gegen alle anderen Vierbeiner zu beschützen....was zu einigen interessanten Drohgebärden geführt hat.








Ich halte den Blog kurz, weil solche Sehenswürdigkeiten besser durch Bilder beschrieben werden können. Leider habe ich selbst keine Kamera, eventuell kann einer der Kollegen Bilder ergänzen.

Am späten Nachmittag hatten wir eine interessante Stunde mit den MBA-Studenten, die letztes Jahr in Deutschland waren..sie haben zu verschiedenen Themen Präsentationen gehalten und die Unterschiede zwischen Deutschland und Indien herausgestellt. Themen waren bspw. Historie (interessant, dass Bismarck für die Wiedervereinigung verantwortlich war...), Schulsystem (interessant, dass wir pro Bundesland nur eine Uni haben...) oder Unternehmensführung (interessant, dass jedes deutsche Meeting pünktlich anfängt und endet...oder dass wir freitags nur bis 2 p.m. arbeiten...).

Der Abend war frei, was wirklich gut tut....

Tag 8: Das Highlight

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen der verschiedenen Wohltätigkeitsprogramme der CU für die armen Bevölkerungsschichten. Ich war mir nicht sicher, wie ich auf diesen Tag vorbereitet sein soll oder was ich erwarten soll. Wir kommen alle aus einer Bevölkerungsschicht, in der es nicht wirklich ums Überleben geht. Das ist hier anders...es ist einfach erschreckend, dass ein Großteil nicht weiß, wann es die nächste Mahlzeit bekommt (oder ob überhaupt). In den Statuten der CU ist das soziale Engagement verankert und sie setzen dies durch mehrere Programme auch um. Uns wurden unterschiedliche Institutionen gezeigt, die den armen Menschen sowohl in der Statt als auch auf dem Land helfen.

Schon die Fahrt am Morgen zu den Slums war anders als die anderen Busfahrten vorher (ich spreche hier nur für mich...mit jedem Kilometer wurde einem bewusst, dass es jetzt in eine Region geht, die für uns mehr als befremdlich ist. Das Programm hier unterstützt vor allem Frauen eine bessere Ausbildung oder Arbeit zu bekommen, damit sie ihr eigenes Einkommen aufbessern können. Es war interessant zu sehen, wie sie bspw. am Computer ausgebildet werden (Basic Excel, Word usw.) oder wie sie in Handarbeit aus Recycling-Material schöne Handtaschen etc. herstellen, die schließlich verkauft werden. Eberhard hat in seiner Handtasche dann auch gleich unsere Saft-Tetrapaks erkannt :-) Die Lebensumstände in diesem Slum sind allerdings schon schockierend...das blendet man dann leider zu schnell wieder aus, sobald man im Bus sitzt.

Am Nachmittag sind wir dann in eines der unterstützten Dörfer gefahren...ok, es war zugegebener-maßen wohl das Vorzeigedorf, in dem alles (inkl. wirtschaftlichem Handeln) funktioniert, trotzdem sehr beeindruckend. Das Dorf hat die Anschubfinanzierung durch die CVU sinnvoll genutzt und verwaltet sich mittlerweile komplett selbst. Natürlich haben wir alle auf die Interaktion mit den Kindern gewartet...das sie Schule hatten, mussten wir uns allerdings etwas gedulden...Ausbildung geht vor :-)

Also haben wir zuerst mit den größeren Kindern Fußball gespielt, wir gegen den Rest...zahlenmäßig etwas unfair, aber nachdem wir das Rauten-System umgestellt hatten (typisch deutsch ...) , hatten wir sie im Griff :-) 5:2 hieß es am Ende und alle hatten mega viel Spaß. Ein Fußballspiel dauert eben überall 90 Minuten und am Ende gewinnt Deutschland :-)



Danach kamen die  kleinen aus dem Kindergarten dran...wir haben zusammen getanzt, gespielt und sogar eine kleine Sporteinheit eingelegt. Mein pers. Highlight kam dann am Ende, als wir endlich meinen lange geübten Kindertanz ARAMMSAMSAM mit den Kindern tanzen konnte...diese Freude und die leuchtenden Augen...da war der Stress der letzten Tage schnell vergessen. Und wir hatten für die Rückfahrt einen schönen Ohrwurm :-)

Kurzer Gesundheitsreport: Die Ausfallrate nimmt zu...aber noch nichts wirklich Besorgniserregendes. Auch bei mir alles stabil :-)

Tag 7: Endlich Präsentieren


Der heutige Tag war den Abschlusspräsentationen der einzelnen Teams vorbehalten. Die Vorbereitung der Präsentation war für unsere Studenten eine echte Herausforderung, da ja auch Interaktion und Absprache mit den indischen Studenten gefordert war. Leider mussten die Teams dabei mit einigen Schwierigkeiten fertig werden, die nicht in ihrer Verantwortung lagen…fehlendes Internet, vollgepackter Terminplan und dazu noch die viertägige Mysore-Tour. Positiv formuliert war das eine sehr gute Übung für das spätere Business J Ich muss den Hut vor dem Engagement der einzelnen Teams ziehen. Einige haben bereits auf der Rückfahrt von Mysore an den Präsentationen gearbeitet, während wir anderen gefeiert habe (siehe Tag 6). Die meisten haben nach der Rückkehr ins Hotel noch bis tief in Nacht gearbeitet, wobei wir auch hier wieder kein Internet zur Verfügung hatten, da die Cu kurzerhand die Einwahlprozesse geändert hat. Dementsprechend angespannt waren die Teams am Montagmorgen (vom Galgenhumor mal abgesehen).

Professor Suniti hat dann allerdings den Terminplan des Präsentationstags umgestellt und den Teams eine Stunde für weitere Absprachen sowie das Finalisieren der Präsentationen ermöglicht. Danke an dieser Stelle dafür, das war wirklich wichtig. Vor den Präsentationen hatten wir eine Art Demovorlesung eines Informatik-Kollegen, der auf sehr nette Art alle didaktischen Register gezogen hat und so sehr anschaulich ein eher technisches Thema vermitteln konnte…ich sage nur Tennisbälle mit Smileys, Kartenspiele und Zahlensuchen J Bei einer Probevorlesung wäre er sicherlich auf Platz eins der Liste gelandet…

Und dann kamen die Präsentationen der Teams…ich möchte das mal amerikanisch formulieren: They all did an amazing Job!!! Congrats. Wir haben wirklich eine tolle Truppe zusammen. Hut ab!! Es waren durch die Bank sehr durchdachte Konzepte mit sehr originellen Ideen (Thema war eine Imagekampagne für unser IGP-Programm). Auch die Art der Präsentation war sehr professionell und teilweise sehr eindrucksvoll umgesetzt/präsentiert (ich sag nur Wäscheleine, kurze Theatersequenz, eindrucksvolle Imagefilme). Das alles ist vor dem Hintergrund der nicht beeinflussbaren Umstände umso höher zu bewerten.

Den Teams war auch anzumerken, dass alle jetzt erleichtert sind und der Druck etwas abfällt. Viele der Teams wollen sich an einem der raren freien Abende nochmal mit ihren indischen Kollegen treffen, was ich pers. Sehr schön finde. Das zeigt, dass das alles hier funktioniert und wir eine echt geile Gruppe sind.

Am Abend waren wir dann in einem englischen Club aus der Kolonialzeit (Bangalore Club). Prof. Suniti hat uns dabei zum Essen eingeladen….eine sehr nette Geste.

Wir waren aber alle froh, dass dieser lange Tag mit der vorangegangenen sehr kurzen Nacht vorbei war und wir ins Bett konnten. Morgen fahren wir dann in einige Dörfer, um auch die andere Seite des Landes zu sehen. Wenn auch nur dosiert….ist meine Vermutung. Man wird sehen…ich bin gespannt.

Montag, 25. Februar 2013

Tag 6: That's India....


Dieser Titel ist der Leitspruch des Tages. Wir hatten eine (auf dem Papier) relativ interessante Besichtigungstour in Mysore geplant. Eine solche Tour steht und fällt mit dem jeweiligen Guide, das ist in Indien nicht anders als in anderen Ländern. Leider hatten wir einen echten Fehlgriff…ich gebe im Folgenden nur meinen persönlichen Eindruck wider, der allerdings durch viele Gespräche in der Gruppe bestätigt wurde.

Ursprünglich sollten wir einen Tempel besichtigen, in dem es offensichtlich ein paar Affen zu bestaunen gibt. Oliver hat uns bzgl. der Umgangsformen mit diesen Affen entsprechend gebrieft, wie das neudeutsch heißt. Allerdings wussten wir da noch nicht, dass unser Guide eine etwas andere Auffassung von Besichtigung hat. Er hat uns leider vorwiegend zu Anlaufpunkten geleitet, an denen typische Touristenabzocke zur Tagesordnung bzw. Zum Business Modell gehören…den angekündigten Tempel konnten wir dann wegen eines Festivals nicht besuchen…sehr zum Unmut der Beteiligten. Nach dieser herben Enttäuschung hatten wir dann wenigstens etwas Zeit das Hotel zu genießen, wenn man bei 2 Stunden Freizeit davon überhaupt sprechen kann. Aber mal ehrlich…der Vormittag war in meinen Augen vergeudete Zeit.

Nachmittags stand dann wieder eine Besichtigung auf dem Programm…eigentlich sollten wir auf den Markt gehen dürfen, das wurde allerdings schnell durch den vorgezogenen Palastbesuch umgestellt….ok, der Palast war nicht schlecht…zumindest von außen. Von Innen habe ich ihn nicht gesehen, weil ich meine Füße nicht mit 20.000 anderen Füßen teilen wollte….(mein Problem…die anderen sind natürlich hinein gegangen und fanden es soweit wohl auch ok).

Was danach kam, war in meinen Augen etwas unglücklich (oder wie formuliert man das am besten diplomatisch?) …wir sollten direkt zum Markt fahren, so war es vereinbart…wir hatten  die Rechnung aber ohne unseren geschäftstüchtigen Guide gemacht….er wollte uns kurzerhand mal zu einer Juwelery fahren lassen. Er hatte dann wohl nicht wirklich die demokratischen Grundregeln im Gedächtnis, denn wir haben ob dieser offensichtlichen Geschäftemacherei interveniert und den Besuch dieser Einrichtung verhindert…yeah…thats also India J Die Stimmung war nach diesem Zwischenfall aber dann nicht nur bei mir im Keller, der Guide hatte verloren …das war mal klar.

Wir sind dann doch noch auf den Markt gegangen, was auch wirklich gut war. Anschließend sind wir zum Palast in Mysore gefahren, der an diesem Sonntag für eine Stunde durch eine interessante Beleuchtung illuminiert wurde….das hat sich dann auch wirklich gelohnt, sah alles sehr nett aus…muss man natürlich auf Bildern sehen, das kann man nicht beschreiben.









Lessons Learned für die nächsten IGP-Trips…wenn wir schon so einen Haufen Geld zahlen, sollten wir mehr Mitsprache bei der Programmgestaltung haben….mit dem diesjährigen Zeitplan fahren wir nicht so wirklich gut….wir kommen heute beispielsweise erst gegen Mitternacht ins Guest House zurück…morgen geht’s dann munter weiter mit den doch recht wichtigen Präsentationen…leider sieht der fragwürdige Zeitplan keinerlei Zeit für die Zusammenarbeit der indischen und deutschen Studenten vor… was das für eine Planung sein soll, wissen nur die indischen Kollegen. Das nächste Mal sollten wir in jedem Fall einen Tag für die Vorbereitung freihalten.

Aber was soll ich sagen….thats India….bekomme ich immer zu hören…dann ist das wohl so...be flexible...

Die Busfahrt zum Campus (immerhin 4 Stunden) hat dann aber wieder für bessere Laune gesorgt...wir hatten ne Menge Spaß (zumindest die, die ihre Augen noch offen halten konnten)...and I am a great Dancer :-) Wobei das Tanzen stehend im Busgang bei dem indischen Verkehr und der damit verbundenen Fahrweise echt herausfordernd ist...aber that's India...

Morgen wird es in jedem Fall spannend….endlich können unsere Studenten die verschiedenen Konzepte vorstellen.

Sonntag, 24. Februar 2013

Tag 5: Wie werden Entwickler produziert

Heute sind wir nach Mysore gefahren...es war wirklich interessant mal durch das Land zu fahren und auch andere Facetten als die Stadt zu sehen. Ok, so eine Fahrt bei über 30 Grad in einem Bus, der seine besten Zeiten schon hinter sich hat, ist auch für jede einzelne Schweißdrüse eine Herausforderung, aber es hat sich gelohnt. Wir sind auch zweimal mitten durch eine Art Stadt/Markt gefahren, was ich pers. etwas deplatziert fand. In dieser Umgebung hat ein Bus nichts verloren, das sollte man in kleinen Gruppen selbst erkunden.

Ein kleines Highlight für viele war der Zwischenstopp mit einer wohl bekannten Cafe-Kette (Namen hab ich schon vergessen, so bekannt war die...). Endlich wieder mal richtiger Kaffee bzw. Latte oder was auch immer :-)

Auf dem Weg besuchten wir auch noch einen Sommerpalast...na ja...etwas unspektakulär fand ich. Leicht heruntergekommen und nicht wirklich gepflegt. Aber allemal interessant zu sehen, wie sich dieser Palast von typisch europäischen Pendants unterscheidet.

Tja, und dann haben wir in unserem Hotel eingecheckt...vier Sterne...nobel, nobel...keine schlechte Wahl. Für viele der Studenten kam dann das Highlight des bisherigen Indien-Reise.....kostenloses und freies Internet per WLAN im Hotel!! Es war ein Bild für die Götter...30 Smartphones und alles mit zitternden Händen am Werk :-) Oh mein Gott....Facebook!!!!! Normales Mailscheiben ist out...hab ich jetzt gelernt...man nutzt FB oder WhatsApp, um zu kommunizieren...Leider hat die meisten dann schnell die Realität eingeholt, da das WLAN im Hotel diesem Ansturm anscheinend nicht so richtig gewachsen war...es ist immer mal wieder zusammengebrochen bzw. hat keine weiteren Anmeldungen mehr zugelassen...lange Gesichter...

Am Nachmittag stand dann der Besuch bei Infosys auf dem Programm. Größte Software-Bude in Indien und eines der größten Unternehmen weltweit? Imposanter Campus...wir haben das größte Trainingszentrum der Welt besucht...hier finden gleichzeitig ca. 14.000 Teilnehmer Platz...ok, meine Heimatstadt hat 12.000...so what :-) Das ist tatsächlich eine eigene Stadt, die Infosys dort aus dem Boden gestampft hat...sehr eindrucksvolle, stylische Gebäude, moderne Infrastruktur...man muss es gesehen haben. Kinos, Swimmingpool, Fitness Studios, Supermarkt, Bowlingbahn und und und...es erinnert auf den ersten Blick an ein Urlaubs-Resort, das den Auszubildenden alles bietet, was man sich wünschen kann...jeder sagt sofort, da will ich auch hin....bei näherem Hinschauen un mit ein bisschen Objektivität relativiert sich das Ganze sehr schnell...es ist eine moderne Kaserne, in der indische Entwickler in Masse für Infosys "produziert" werden...absolute Gleichschaltung...24/7 Anwesenheitspflicht am Campus, sehr wenig Urlaub und Freizeit. Aber fairer Weise muss man sagen, dass es eine inhaltlich sehr gute Ausbildung ist und für viele Inder eine gute Möglichkeit, sich aus der Armut zu befreien und den Weg über eine gute Ausbildung zu gehen. Das Modell ist in Deutschland undenkbar....da hätte Infosys sofort jeder erdenklich Art von Betriebsrat und Jugendschutz am Hals.In Indien funktioniert das...wohl auch, weil den jungen Menschen echte Alternativen fehlen. Es ist eine eigen Seifenblase, die mit dem restlichen Indien nichts zu tun hat, dessen muss man sich bewusst sein.





So genug nachdenkliches....das nächste Highlight (zumindest für Oli und mich) kam ab 20 Uhr. Wir haben in aller Ruhe das Bundesliga-Spiel Bayern-Bremen per Sky-to-Go anschauen können...Eva: Danke für das Organisieren des VGA-Kabels :-) Die anderen konnten auf eigene Faust etwas unternehmen, viele sind in die Stadt/auf den Markt gefahren oder haben irgendwo zu Abend gegessen...eine runde Sache. Hat allen gut getan, mal richtig "frei" zu haben.


Freitag, 22. Februar 2013

Tag 4: Industrial Visits und ein Spektakel

Heute standen Firmenbesuche auf dem Programm. Wir sind zuerst zu Himalaya Health Care gefahren....einem Herstellen von rein pflanzlichen Pflege und -Gesundheitsprodukten....die Firmenpräsentation war....na ja, wie drück ich das aus? Bei einer Probevorlesung wäre er wohl auf keiner Liste gelandet...ans Handy gehen und in Ruhe telefonieren, während mal eigentlich gerade vorträgt, ist nicht so wirklich überzeugend....und wieso programmiert Microsoft in Powerpoint eigentlich den Präsentationsmodus, wenn man die Folien auch ohne zeigen kann?aber die Firma an sich ist schon interessant, wächst ziemlich stark...und hat überall Shops....auf allen Flughäfen dieser Welt, wie die endlose Fotoserie eindrucksvoll beweisen sollte...hat er nicht gemerkt, dass die Shops alle gleich aussehen? was wohl auch so gewollt war???? Egal....weiter im Text. Nicht so gut war, dass die versprochene Führung durch die Produktion durch einem 10-minütigen Film ersetzt wurde...da geht das logistische Herz mal gar nicht auf. Es ist auch keine gute Idee bei einer geplanten Abfahrt in 15 Minuten das ganze IGP-Team - das dieses Jahr aus vielen weiblichen Studenten besteht - in den Werksverkauf zu schicken...dass man dann erst mit 45 Minuten Verspätung loskommt, war absehbar.

Die zweite Firma war Toyota...sehr interessant, wie eigentlich jeder Automobilhersteller. Eine sehr gelungene kurze Firmenvorstellung und dann ab in die Fertigungshalle...professionell mit Headset und Helm...da werden die Logistikeraugen schnell feucht. Toyota finanziert an diesem Standort eine eigen Ausbildungsstätte für Kinder aus sehr armen Familien, die es sich nicht leisten können die Kinder auf eine Schule zu schicken bzw. ihnen eine Ausbildung zu ermöglichen. Das war schon sehr bewegend zu hören, wie sie entscheiden müssen, wen der vielen Bewerber sie aufnehmen. Leider haben Sie pro Jahr nur Platz für 46 junge Menschen. Es ist echt toll zu sehen, dass Toyota hier aktiv etwas für die armen Menschen tut und andere Firmen versucht zu überreden ein solchen Modell anzugehen.

Nach diesem eher nachdenklichen Ende wurde uns noch ein Highlight präsentiert. Am Campus findet jedes Jahr ein Tanzfestival statt, bei dem die Studenten der CU ein zweistündiges Programm einstudieren. Ich habe so etwas noch nicht erlebt....eine Stimmung, die sind alle voll abgegangen. Die Tänze und Tänzer waren absolut toll, man kann es nicht beschreiben, also versuche ich es erst gar nicht...das muss man gesehen haben. Oliver Hat gefilmt ....eventuell stellen wir das irgendwie zur Verfügung (EDIT von Oliver: Es steht zur nun unter diesem Beitrag zur Verfügung ;) ). Es war ein Gekreische und eine Begeisterung, als ob Tokyo-Hotel auf der Bühne stehen...Wahnsinn....die Lieder waren wohl alles absolute Tophits aus der Bollywood-Welt....das haben wir später erfahren...die Tänze haben Szenen aus den Blockbustern nachgestellt...und alle waren mit dabei. Eberhardt und ich durften sogar in der ersten Reihe Platz nehmen...als special guests sozusagen...grandios.

Das wird nur schwer zu toppen sein...mal sehen wie sich Mysore morgen schlägt.

Status von der Gesundheitsfront: Keine bekannten Ausfälle, ein paar Immodium-Einsätze, aber nichts Dramatisches.

Nächstes Update dann hoffentlich morgen.


 

Donnerstag, 21. Februar 2013

Tag 3: Kengeri Campus und echt was zu tun....

Heute sind wir relativ früh zum zweiten Campus der CU aufgebrochen....wie sich herausstellte für einige viel zu früh. Es ist offenbar nur schwer vermittelbar, dass Pünktlichkeit eine Form des Anstands ist, aber na ja...wir sind in Indien...Schwamm drüber.

So meine Herren Campus-Planer in Deutschland....Umdenken...DAS HIER ist ein Campus - OK, in meinen Augen eher ein Urlaubs-Ressort. 700 Palmen...Hallo? Alles grün und sehr sehr großzügig. Hier gibt es eine eigene Konzerthalle....ich bin mal auf das Festival morgen gespannt. Aber ich denke, das Studieren hier ist keine Zuckerschlecken. Hier wird die Elite ausgebildet und das lassen sie die Studenten auch spüren...wo in Deutschland muss man um 21.30 zurück am Campus sein und wird per Video-Identifikation kontrolliert??? Irgendwie strange.

Unsere Studenten waren leicht geschockt, als sie in das Tagesprogramm eingeweiht wurden. Die Kollegen der CU haben geplant, dass unsere Studenten in kleinen Teams mit indischen Studenten gemischt werden und jeweils in 90 Minuten zu einem bestimmten Thema eine Präsentation vorbereiten sollen. Die Themen waren weit gestreut...von Cloud Computing über Health Care bis hin zu Kryptographie...aber Hut ab, die Teams haben das sehr gut gemeistert und durch die Bank sehr brauchbare Präsentationen hingelegt. Alle haben sich gut verkauft, that counts :-)






Und wir? Also die Faculty Members? Wir hatten einen relativ entspannten Tag...außer Eberhardt :-) Wir wurden natürlich 5 Minuten vor der Veranstaltung gebeten einen ca. 20 minütigen Vortrag zu halten ...surprise :-) Das hatten wir ja schon geahnt (Danke Karsten!) und Eberhardt hat einen seiner englischen Vorträge aus dem Hut (oder Macbook) gezaubert und alle waren begeistert. Die indischen Kollegen konnten ab da nicht mehr genug von Eberhardt bekommen...eventuell nimmt er den Ruf an, wer weiß :-)



Abends waren wir dann gepflegt essen..etwas kostspielig, aber wiederum sehr lecker...wieder nicht typisch indisch...na ja...das kommt sicher noch.

Die gute Nachricht von der Gesundheitsfront: Wir hatten noch keine größeren Probleme. Heute traten erste Anzeichen auf, die Claudia aber erfolgreich mit Kohletabletten bekämpft hat. Dem Student geht es wieder deutlich besser.

So, genug von diesem Tag...alles gut hier. 

Mittwoch, 20. Februar 2013

Tag 2: Teamwork

Wie es halt so ist…in Indien ist man flexibel – oder sollte es sein. Der geplante Sightseeing-Trip nach Bangalore mit anschließender Shopping-Tour musste verlegt werden…Generalstreik der „Three-Wheeler“ und der öffentlichen Busse….es ist auffallend ruhig auf der Straße vor dem Campus…auch der Campus selbst ist sehr leer….die meisten Studenten sind gleich zuhause geblieben…wurde auch so in den Zeitungen empfohlen.

Für uns bedeutete das…einen Tag frei. Die Teams haben diesen Tag genutzt, um sich entweder mit den indischen Kollegen zu treffen oder auf eigene Faust ein bisschen die nähere Umgebung zu erkunden. Insgesamt ein wenig aufregender Tag…eher Entspannung.

Wir hatten auch mal für zwei Stunden Internetzugang auf unseren Laptops bzw. Smartphones. Die wichtigsten Mails konnte man beantworten, mehr leider nicht…denn der Gateway machte schnell wieder schlapp. Und der Verantwortliche war nicht erreichbar. Egal…man kann sich ja auch anders die Zeit vertreiben…auch wenn das Manche anscheinend erst wieder neu lernen müssen J

Am Abend heißt es jetzt packen, für vier Tage. Wir machen eine längere Tour zum anderen Campus und nach Mysore. Heute Abend werde ich das Hausgetränk auf jeden Fall weglassen J

Ach ja, ..Status Tag 2: Keine bekannten Ausfälle…auch mein Magen/Darm-Trakt verhält sich ruhig (sollte der Wodka was damit zu tun haben???)

Neues Jahr, neue Gruppe :-) - Tag 1

Willkommen zu unserem diesjährigen Blog aus Indien. Die Einträge kommen sicher immer etwas zeitverzögert, weil das mit dem Internet hier so eine Sache ist.

Ok, nachts um 2 Uhr landen und erst gegen 5 Uhr ins Zimmer kommen ist eine Sache….um 8 beim Frühstück zu sitzen und gut auszusehen, eine ganz andere…nahezu unmöglich. Die Anreise war etwas chaotisch, da viele Studenten unabhängig von uns angereist sind. Irgendwie hat dann der Überblick gefehlt, wer, wann und überhaupt im Guest House angekommen ist. Glücklicherweise hat sich das beim Frühstück dann alles geklärt und wir hatten – oh Wunder – keinerlei Verluste. Alles haben sich gut gefühlt.

Nach einer sehr netten Begrüßung und dem obligatorischen Begrüßungszeremoniell war auch schon wieder Mittagessenszeit…anschließend wurde es dann ernst, denn wir durften die Partnerteams endlich face-to-face treffen. Wir hatten dafür den ganzen Nachmittag Zeit. Die indischen Dozenten und Studenten haben das nett vorbereitet…anscheinend waren sie auch bei Katja und Christina im Soft-Skill Seminar, dann wir haben erst mal ein paar klassische Spielchen zum besseren Kennenlernen gemacht…auf das Bälle-Zuwerfen sowie das Tanzen der eigenen Namen wurde allerdings verzichtet. Den Rest des Nachmittags hatten die einzelnen Teams dann Zeit ihre Abschlusspräsentationen vorzubereiten.





Nach einer kurzen Campus-Führung – bei der uns auch gezeigt wurde, wie die CU Schmutzwasser aufbereitet, Abfall kompostiert und eigenes Papier herstellt, sind wir dann (fast) alle gemeinsam zum Essen in ein wirklich schickes Restaurant gegangen…sehr stylisches Ambiente….leider so gar nicht Indien-Style.

Uns haben auch ein paar indische Teammitglieder begleitet, was ich pers. sehr schön fand….eine tolle Idee einiger Studenten. Das Essen war spicy, aber sehr lecker…und bis 20 Uhr war Happy Hour, wobei die Uhrzeit hier nebensächlich war…am Ende standen einige Pitscher und Biergläser auf dem Tisch, die waren unmöglich alle vor 20 Uhr bestellt. Unser zentraler Ansprechpartner Roch hat uns dann noch den Tipp gegeben, ein typisches Hausgetränk bestehend aus Wodka und noch irgendetwas zu trinken….kleiner Gegentipp von mir: Lasst es sein!!! Das Zeug schmeckt zum Abgewöhnen und hat mit unserer Art von Cocktail wenig gemeinsam…bäh!!!! Wieso tu ich mir sowas immer an???